Polizeiliche Kriminalstatistik 2015 für Hagen

Polizeiliche Kriminalstatistik 2015 für Hagen

Polizeipräsident Wolfgang Sprogies und Kriminaloberrat Sascha Mader stellen die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2015 vor: 

  • Kriminalität ist 2015 angestiegen 
  • Aufklärungsquote wurde weiter verbessert  Eigentumskriminalität erhöht 
  • Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung nicht gestiegen

2015 verzeichnete die Polizei Hagen 17126 Straftaten. Das waren genau 978 Fälle bzw. 6,06 % mehr als im Vorjahr (Land NRW: +1,09%). Deutlich mehr als die Hälfte dieser Straftaten wurde aufgeklärt. Die Aufklärungsquote konnte sogar noch auf 57,11% gesteigert werden und übertraf um 0,73% den Vorjahreswert. Damit liegt die Polizei in Hagen weiterhin deutlich über dem Landesdurchschnitt von 49,62%. „Die Polizei Hagen hatte sich wie der Rest des Landes auch im Jahr 2015 mit den gesellschaftlichen Veränderungen auseinander zu setzen. Dabei ist Hagen weit davon entfernt, als unsicher zu gelten. Im Gegenteil, ein etwas detaillierterer Blick in die Statistik zeigt uns, dass die Hagener Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin in ihrer Stadt sicher leben können “, bilanziert Polizeipräsident Wolfgang Sprogies im Rahmen der Vorstellung der Hagener Kriminalstatistik am Montag, 14.03.2016.

„Beginnen möchte ich mit einem Blick auf die Kapitaldelikte. Neben einem fahrlässig begangenen Tötungsdelikt hatten wir 2 vorsätzlich begangene Taten im Jahr 2015 zu verzeichnen, wobei eine Tat nicht zur Vollendung kam. In beiden Fällen gab es Vorbeziehungen.“

Gewaltdelikte

Mit 551 Taten stellt sich die Gewaltkriminalität insgesamt im Vergleich zu 492 Taten im Jahr 2014 moderat erhöht dar, ein Anstieg von 59 Taten bzw. 12% im Vergleich zu 2014. Dieser Anstieg betraf sowohl die Raubdelikte (+40 Taten bzw. +23,21%) als auch die qualifizierten Körperverletzungsdelikte (+20 Taten bzw. +7%).

Die Aufklärungsquote aller Gewaltdelikte erreichte 71,32% und lag damit 3,27% unter dem Vorjahresergebnis.

„Isoliert betrachtet würde man von einer beunruhigenden Entwicklung sprechen. Erweitert man jedoch den Betrachtungszeitraum, so wird sehr schnell deutlich, dass diese Veränderung in ihrer Dimension über die Jahre gesehen gar nicht ungewöhnlich ist.“

Hagen befindet sich in diesem Bereich 2015 nahezu exakt auf dem Niveau des Jahres 2013. Über 10 Jahre gesehen liegt die Gewaltkriminalität auch 2015 noch weit unter dem Durchschnitt von 630 Taten pro Jahr.

„Ich möchte diese Zahlen nicht schönreden, wir sollten einfach nur versuchen, sie nüchtern zu betrachten. Man neigt dazu, anzunehmen, dass früher alles besser war und dass jetzt alles immer schlechter wird. Der 10-Jahresvergleich ist da geeignet, die aktuellen Zahlen angemessen zu bewerten“, erklärt Wolfgang Sprogies.

„Wir haben innerhalb unserer Behördenstrategie bewährte Konzepte zur Bekämpfung der Gewaltkriminalität, die wir auch für das Jahr 2016 unvermindert fortführen. Hierbei legen wir direktionsübergreifend insbesondere auf die Hagener Innenstadt unseren Fokus.“

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Straßenkriminalität

Die Straftatengruppe „Straßenkriminalität“ umfasst die Delikte, die sich im öffentlichen Raum ereignen und insofern wesentlich auf das Sicherheitsgefühl der Hagener Bürgerinnen und Bürger auswirken.

3783 Delikte, exakt die gleiche Anzahl wie im Jahr 2013, wurden in diesem Bereich für das Jahr 2015 gezählt. Dies waren 307 Delikte mehr als im Jahr 2014, ein Anstieg von 8,8%. Die Aufklärungsquote ging von 18,1% auf 16,5% leicht zurück.

Wesentlich verantwortlich für den Anstieg in dieser Straftatengruppe ist die Entwicklung der Delikte rund um das Kraftfahrzeug. Die PKW-Aufbrüche (+154 Taten), die Diebstähle kompletter Fahrzeuge (PKW, Mopeds und Fahrräder: +85 Taten) sowie die Sachbeschädigungen an Fahrzeugen (+84 Taten) machen hier den „Löwenanteil“ aus. Fahrzeuge scheinen wieder lohnende Angriffsobjekte zu sein. Was früher das Autoradio war, ist heute das Mobiltelefon, das Navi, die Airbags oder gar das ganze Fahrzeug. Gerade die professionellen Täter haben technisch aufgeholt, früher wirksame Wegfahrsperren werden heute elektronisch überwunden.

Raub und Körperverletzungen im öffentlichen Raum zeigten hingegen mit jeweils 9 Delikten mehr als im Jahr 2014 geringere Veränderungen.

„Wir haben bereits auf diese Entwicklung reagiert. Die örtliche Analyse der Straßenkriminalität zeigt geografisch starke Brennpunkte in der Hagener Innenstadt. In dem neuen Sicherheitsprogramm für 2016 wird das PP Hagen bewusst die Konzeption „Sichere Innenstadt“ stärken und neben der Bekämpfung des Wohnungseinbruchs als zweiten Schwerpunkt innerhalb unserer Polizeiarbeit institutionalisieren“, gibt der Polizeipräsident bekannt. „Zudem haben wir uns mit dem Umzug der Innenstadtwache an die Bahnhofstraße zum Jahreswechsel deutlich besser positioniert.“

Eigentumsdelikte

„Ich denke, bei den Eigentumsdelikten kann man am deutlichsten die gesellschaftlichen Veränderungen ablesen, die auch vor einer Stadt wie Hagen nicht Halt machen“, leitet der stellvertretende Leiter der Kriminalpolizei, Polizeioberrat Sascha Mader, die Erläuterung dieses Deliktfeldes ein. “Allein über 500 Ladendiebstähle mehr als im Jahr 2014 zeigen, dass der Bereich der Eigentumsdelikte wesentlich für die eingetrübte Gesamtbilanz verantwortlich zu machen ist.“

Insgesamt 7499 Eigentumsdelikte bildet die Hagener Statistik für 2015 ab, ein Plus von 1167 Delikten bzw. +18,4%. Darin enthalten sind 2056 Ladendiebstähle (+34,8%). Doch auch in den anderen Bereichen haben die sog. „Langfinger“ vermehrt zugeschlagen. Die Kraftfahrzeugdiebstähle bzw. -aufbrüche wurden im Zusammenhang mit der Straßenkriminalität bereits beschrieben.

Wohnungseinbruch

Der Wohnungseinbruch trägt im Jahr 2015 ebenfalls zur ungünstigen Entwicklung der Eigentumsdelikte bei, die Zahl der Delikte stieg im Jahr 2015 um 117 (+23,7%) auf insgesamt 611 Taten. Einbrüche in Wohnungen geschehen „rund um die Uhr“. Liegt die feststellbare Tatzeit zwischen 06.00 – 21.00 Uhr, so spricht man vom Tageswohnungseinbruch. Von diesen gab es in Hagen 265 im Jahr 2015, 24,4% mehr als im Vorjahr. 41,4% aller Wohnungseinbrüche (253 Taten) blieben im Versuchsstadium stecken.

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„Auch wenn wir noch deutlich unterhalb der Höchstwerte aus den Jahren 2011-2013 liegen, sehen wir diese Negativentwicklung mit Sorge. Gerade in diesem Deliktsbereich haben wir in den letzten Jahren viel investiert und konnten noch im Jahr 2014 entgegen dem Landestrend eine Verbesserung der Hagener Zahlen erreichen. Wir werden 2016 noch einmal die Anstrengungen verstärken und den Ressourceneinsatz in den geplanten Schwerpunktkontrollen auch mit der Anforderung von Bereitschaftspolizei erhöhen“, bekräftige Wolfgang Sprogies. „Wir stoßen natürlich da auch irgendwann an Grenzen, jede Personalstunde kann letztlich nur einmal eingebracht werden.“

7301 Tatverdächtige (alle Straftaten, nicht nur Eigentumsdelikte) wurden im Jahr 2015 insgesamt ermittelt. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg im Jahr 2015 in Hagen von 32,6% auf 41,3%. Im Bereich der Eigentumskriminalität liegt der Anteil der ermittelten nichtdeutschen Tatverdächtigen mittlerweile sogar bei 53,8%. Allerdings wäre es völlig falsch, dieses Thema ausschließlich auf Flüchtlinge zu projizieren. Die Anzahl der auffällig gewordenen Asylbewerber wird im Jahr 2015 allein schon von den rumänischen Tatverdächtigen übertroffen. 256 Asylbewerber befanden sich unter den Tatverdächtigen bei den Eigentumsdelikten, 388 aller Tatverdächtigen in diesem Deliktsbereich kamen aus Rumänien. „

Viel wichtiger als diese Tatverdächtigen-Analyse ist allerdings, dass die Hagener Bürgerinnen und Bürger ihre Polizei bei der Sicherung ihres Eigentums unterstützen.

Hierzu ergeht erneut der Appell: Machen Sie Ihre Wohnung bzw. Ihr Haus sicher, unsere Beratungsstelle unterstützt Sie dabei! Wir veröffentlichen wöchentlich im Internet, an welchen Orten in Hagen eingebrochen wurde, nutzen Sie diese Informationsmöglichkeit, werden Sie sensibel und machen Sie Ihre Nachbarn sensibel!“

Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen und um Transparenz zu schaffen, veröffentlicht die Hagener Polizei bereits seit Oktober 2015 wöchentlich die Standorte der aktuellen Wohnungseinbrüche. Dieser „Einbruchsradar“ wird unserem Beispiel folgend in einem Monat auch landesweit eingeführt.

Jugendkriminalität

Mit Jugendkriminalität bezeichnet man den Teil der bekannt gewordenen Straftaten, für den mindestens 1 Tatverdächtiger ermittelt wurde, der noch keine 21 Jahre alt ist. Sie hat sich in Hagen wie im Land NRW insgesamt auch in den letzten Jahren kontinuierlich verringert. Im Jahr 2015 ist erstmals wieder ein (wenn auch geringer) Anstieg der Jugendkriminalität zu verzeichnen. Von allen ermittelten Tatverdächtigen waren 24,5% jünger als 21 Jahre. Im Jahr 2014 waren es noch 23,6%. Wenn man die Zahlen etwas detaillierter betrachtet, wird auch hier sehr schnell deutlich, dass diese Entwicklung wesentlich auf den Anstieg im Bereich der Eigentumsdelikte (insbesondere beim Ladendiebstahl) zurückzuführen ist.

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„Für uns ist sehr wichtig, dass wir bei der Jugendgewalt diesen Anstieg nicht beobachten müssen. Beim Diebstahl handelt es sich um das typische Jugenddelikt. Wir haben im Augenblick eher das Problem, dass gerade bei den Kindern der Zuwanderer häufig die Sprachbarriere eine wirksame Jugendstrafrechtspflege vereitelt. Hier werden wir gemeinsam mit der Jugendgerichtshilfe und der Staatsanwaltschaft nach Lösungen suchen müssen. Dies sollte jedoch auch ein temporäres Phänomen sein, bekanntermaßen ist gerade diese Zielgruppe bereit und auch in der Lage, sehr schnell Sprachkenntnisse zu erwerben“, erklärt Polizeipräsident Sprogies. „Wir haben in Hagen seit Jahren ein besonderes Augenmerk auf unsere jungen Menschen. Hierbei sind wir mit unserem Jugendkommissariat und unseren Jucops, deren Zahl wir von 2 auf 3 erhöht haben, gut aufgestellt. Auch für das Jahr 2016 wollen wir mit unserer Arbeit hier einen Schwerpunkt setzen.“

Fazit

Polizeipräsiden Sprogies zieht ein verhalten optimistisches Resümee:

„Mit dem Jahreswechsel, mit den Ereignissen in Köln und anderen Städten, hat das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger sehr gelitten. Es gibt zweifellos Veränderungen in unserem Land und auch in unserer Stadt. Wir müssen sie jetzt ehrlich und ohne unangemessene Aufregung betrachten und diskutieren.

Wir haben an dieser Stelle in der Vergangenheit selten über die Sexualdelikte in unserer Stadt gesprochen. Es gab sie in der Vergangenheit und es wird sie künftig geben. Jedes einzelne Delikt bringt großes Leid über die Opfer. Die Ermittlungen haben für uns höchste Priorität, wir versuchen sie mit der gebotenen Sensibilität durchzuführen. Es muss aber an dieser Stelle auch gestattet sein, zu sagen, dass die Seite 6 von 6 Zahlen in diesem Deliktsbereich keinen Anlass bieten, ein grundsätzliches Sicherheitsdefizit zu konstruieren. 103 Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung waren 2015 in Hagen zu verzeichnen, nahezu unverändert im Vergleich zu 2014 (104 Taten). Wenn Frauen in dieser Stadt das Gefühl haben, nur mit Pfefferspray in der Handtasche auf die Straße gehen zu können, so ist dieses Gefühl nicht durch die objektive Sicherheitslage in Hagen zu begründen.

Im Bereich der Eigentumsdelikte stehen wir vor neuen Herausforderungen, die wir als Polizei annehmen werden. Dies ist insgesamt jedoch kein Grund, in Zweifel zu ziehen, dass es sich in Hagen grundsätzlich sicher leben lässt.“

Quelle: Polizei Hagen

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