Auf den Spuren der Altsteinzeit: Neue Grabungen an der Blätterhöhle

August 2020 – An der Hagener Blätterhöhle herrscht wieder reger Betrieb: “Derzeit graben wir und dokumentieren die Schichten mit den Hinterlassenschaften aus der späten Altsteinzeit. Unser Ziel ist, durch die Bergung und Dokumentation selbst kleinster Spuren möglichst viel über die Jäger und Sammler sowie die Umwelt am Ende der letzten Eiszeit zu erfahren”, erklärt Wolfgang Heuschen, der aktuell zusammen mit seinem Team für neue Grabungen sorgt. Diese gelten als Auftakt einer engeren Kooperation zwischen der Stadt Hagen und der LWL-Archäologie.

“Wenn ich könnte, würde ich mich vollständig der Erforschung der Blätterhöhle widmen”, zeigt Grabungsleiter Heuschen seine Begeisterung für den bekannten Fundplatz in Hagen-Holthausen. Schon seit 2008 ist er dort tätig und kennt sich rund um die Höhle sowie deren Geheimnisse bestens aus. Aufgrund der Corona-Pandemie muss seine Arbeit jedoch unter eingeschränkten Bedingungen stattfinden. Damit die Abstandsregeln auf dem engen Höhlenvorplatz einzuhalten sind, können nur kleine Teams aktiv sein. Auf Forschungen im Inneren der Höhle muss vorerst verzichtet werden. Vor Ort sind momentan neben Grabungsleiter Wolfgang Heuschen die zwei studentischen Volontäre Annika Manz und Daniel Riemenschneider von der LWL-Archäologie für Westfalen der Außenstelle Olpe. Bis Ende September dauern die Grabungen an.

In den vergangenen Jahren sind viele spannende Fragen aufgetaucht, deren Antworten teilweise bis heute gesucht werden. Für die wissenschaftliche Auswertung der Funde fehlen häufig die Mittel. Gleichzeitig bestätigen Untersuchungen und Vergleiche mit anderen Orten immer wieder, wie besonders die Blätterhöhle mit ihren teils einmaligen Fundschichten aus der Mittel- und ausgehenden Altsteinzeit ist. Erst kürzlich hob das Internationale Fachmagazin “Science” – an dem unter anderem die Spezialisten des renommierten Max-Plank-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Jena beteiligt sind – in einem Artikel den außergewöhnlichen Fundort in Hagen hervor. Denn die Blätterhöhle deckt in einzigartiger Weise auf, wie die frühen Menschen vor tausenden Jahren lebten. Davon berichtet auch die aktuelle Ausstellung im Museum Wasserschloss Werdringen, wo Funde der Blätterhöhle zu sehen sind.

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“Für die Stadtarchäologie Hagen ist die Blätterhöhle nach wie vor eines der wichtigsten archäologischen Projekte. Aus diesem Grund stecken wir auch alle uns zur Verfügung stehenden Mittel in die diesjährigen Ausgrabungen”, betont Mirjam Kötter aus der städtischen Abteilung Denkmalschutz und Stadtarchäologie. So wird das Denkmalförderungsprogramm des Landes NRW 2020 vollständig für die weitere Erforschung des Fundplatzes genutzt. Zuletzt war eine alleinige Finanzierung durch die LWL-Archäologie nicht mehr möglich, sodass die Einrichtung der Stadtarchäologie 2019 zum richtigen Zeitpunkt kam und die weiteren Grabungen sichern konnte. Damit wird bereits seit 16 Jahren rund um die Blätterhöhle geforscht.